„Manchmal spüre ich, dass mein Kopf verstopft. Deshalb denke ich mir Geschichten aus, die ich mit meinen dunkelsten Gedanken füllen kann, damit sie in der Sonne erwärmen und verdampfen.”
Ich rede mit meiner 10-jährigen Nichte über das, was sie tut, was sie denkt und wie sie sich fühlt, wenn sie alleine in ihrem Zimmer ist. Einige Tage später bekomme ich einen Text mit einer Zeichnung. Über den Wörtern schwebt eine gelbe Sonne, halb versteckt hinter einer blauen Wolke. Um den Text ist ein Nebel aus grauen Wassertropfen gezeichnet. „Man sieht es nicht, aber es ist eigentlich ganz fröhlich gemeint“, sagt sie. Das verstehe ich.
Ich muss an die Vorstellungen denken, die wir in diesem Jahr bei unserem Festival zeigen. Die haben eine ähnlich magische und spannende Mischung aus Tragik und Lebensfreude. Wir werden fallende Engel, suchende Menschen und tanzende Kinder sehen. Märchenhafte Romantik, kleine, intime Räume, scharfe Konflikte, überschwängliche Theatralität, geheime Sehnsüchte und raue Geschichten von der Straße. Alles gemacht von Künstlern und Kindern, die auf die Suche gegangen sind nach ihren „inneren Räumen“.
Was denkst du, was fühlst du, wie viele Fragen leben in dir und vor allem: Wo bist du zu Hause? Themen, die in kraftvollen Vorstellungen gelandet sind, für ein Publikum, das selbst in Bewegung zwischen Kindheit und Jugend ist: die Halbstarken. Sie sind in all ihrer Kraft und Kreativität noch deutlicher sichtbar als in früheren HALBSTARK-Editionen: als Künstler, Teilnehmer, Zuschauer, Blogger, Musiker, Talente und Darsteller. Wir machen Theater mit ihnen, für sie und über sie. Und für alle Erwachsenen, die sich mit den Kindern und Künstlern verbunden fühlen.
Ich wünsche allen, dass diese Festivalwoche die Köpfe öffnet, dunkle Gedanken erwärmt und verdampfen lässt.