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Grußwort Silvia Andringa
Künstlerische Leitung
Neugierde ist die Quelle von allem
Offen und neugierig treten Kinder in die Welt und beginnen mit ihrer Reise. Grenzenlos neugierig sind die Theaterschaffenden auf die Darstellung ihrer Ideen. Leidenschaftlich neugierig sind die Politiker auf die Gesellschaft der Zukunft. Liebevoll neugierig sind die Lehrer und Pädagogen auf ihre Kinder. So schließt sich der Kreis, ist aber nicht geschlossen.
HALBSTARK lädt jeden herzlich ein, zu schauen, zu träumen, sich inspirieren zu lassen und über die Qualitäten und Möglichkeiten des Theaters und seines Publikums mitzureden. In diesem Fall das Publikum der 9- bis 13-Jährigen, die Halbstarken. Eine Altersgruppe, für die relativ wenig geschrieben und produziert wird, was die Frage aufwirft: »Warum ist das so?« Kinder in diesem Alter befinden sich in einer Übergangsphase, sind unglaublich unterschiedlich und haben ein breites Interesse. Macht sie das zu einer nicht greifbaren Publikumsgruppe für Künstler oder sind sie genau deshalb eine Quelle der Inspiration? Wie verhalten sich die Theatermacher dazu? Und existieren in den Niederlanden und in Belgien darüber andere Auffassungen als in Deutschland?
Nein, ich bin kein Befürworter des Aufteilens von Menschen in Gruppen und Kategorien; dabei wird der Einzelne vernachlässigt. Sofort spüre ich das Verlangen nach persönlichem Kontext, möchte die einzigartige Geschichte kennenlernen, die jeder Mensch mit sich trägt. Deshalb werden wir während des Festivals die ausgetretenen Pfade hinter uns lassen. In einer Woche voller außergewöhnlicher Vorstellungen mit Theatermachern, Experten und Publikum zoomen wir hinein in die Welt der Halbstarken. Ich bin neugierig auf die Innenwelt dieser Kinder, auf ihre Talente und ihre Energie. Ich bin neugierig auf die Erfahrungen der Experten, auf die Gedanken besonderer Gäste, auf die Bilder der Theatermacher.
Zwei Uraufführungen aus der eigenen Stadt bilden die starken Stützpfeiler zu Beginn und am Ende der Festivalwoche. Die Städtischen Bühnen Münster lassen Moses stotternd und singend sein Ziel erreichen und die Jugendtheatermacher der Freien Szene in Münster haben sich in einem ambitionierten Theaterexperiment zusammengetan. Dazwischen werden von Mittwoch bis Mittwoch drei deutsche, drei niederländische, eine dänische und zwei belgische Vorstellungen gezeigt, die sich als »wie gemacht für Halbstarke« bewiesen haben und sich durch ihre Originalität und Eigenwilligkeit von anderen Produktionen unterscheiden. Die Bandbreite reicht vom intimen Zirkustheater des belgischen Ensembles Circ’ombelico im Bauch eines Oldtimer-Trucks am Begegnungszentrum Meerwiese bis hin zum Musiktheaterhit »HELP«, in dem die niederländische Theatergruppe MAX. die Entstehungsgeschichte der Beatles im großen Saal der Städtischen Bühnen am Samstagabend aufleben lässt. Natürlich darf danach eine echte Party mit dem Auftritt einer lokalen »Halbstarkenband« aus Münster nicht fehlen.
Zwischen den Vorstellungen werden sich Schulklassen, Schauspieler und Theatermacher begegnen. Es gibt Theatergespräche für Fachkollegen – ich persönlich freue mich sehr darauf, was der Gehirnforscher Prof. Dr. Gunter Moll uns erzählen wird – und Kinder werden ihre Talente zeigen. Unser Festivalcafé im Theatertreff steht die ganze Woche offen; dort hat man die Möglichkeit, zwischen den Vorstellungen zu plaudern und Luft zu schnappen. Ich wünsche Münster und allen Festivalbesuchern einen frischen, halbstarken Novemberwind, der weit über die Landesgrenzen fühlbar sein wird.
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